Da sitzt er nun mit mir im Zug. Zwei Reihen vor mir, gesetzeskonform und tarifgerecht mit Ticket. Nur sein Äußeres fällt auf, intern aber ist er auch hier in der Linie und hält die wenigen sichtbaren Regeln seiner Subkultur ein. Kurzhaarschnitt, Bomberjacke. Gut, die Stiefel fehlen. Dem Anschein nach haben sich aber eh seit Kurzem die Turnschuhe als die mobilere Fußkleidung durchgesetzt.
Immer wenn ich über den Nazi nachdenke, geht es eigentlich um mich. Denn vom Nazi weiß ich nicht viel. Nur soviel, wie man eben in den Medien über ihn erfährt. Aber aus dem Alltag kann ich keine Erkenntnis gewinnen. Es gibt keinen Kontaktpunkt zu ihm, keine Verbindung. An was liegt es, dass wir Deutschen ein Problem mit dem Nazi haben? Sind es die Werke, die er schafft, oder die Dinge, die er sagt, oder sind es die Gedanken, die er denkt? Ist es vielleicht die Tatsache, dass wir nichts darüber erfahren, warum er so ist, wie er eben ist? Sind wir klüger und haben erkannt, dass alles stimmt, was wir wissen – die Gefahr schiene groß, die vom Nazi ausginge und wäre doch klein. Oder ist der Nazi klüger und hat es sich zur Strategie gemacht, so zu sein, wie er ist – die Gefahr schiene gering, wäre aber enorm.
Am Ende ist der Unwissende der Dumme. Hoffen wir, dass sich hier zwei Dumme gegenüber sitzen – ich und der Nazi.
Der Blick
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Letztens habe ich in der U-Bahn eine erschreckende Beobachtung gemacht. Ein
Mann in den 40ern, leicht ungepflegt, übergewichtig und in alten Klamotten
gekl...
vor 8 Jahren
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