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Dienstag, 22. Dezember 2009

Weihnachtsgedicht (von Gunther Schmäche)

Weihnachten du schöne Zeit
Einmal in jedem Jahr geht’s los
Der Kinder Augen werden gierig.
Sie schreiben an den Weihnachtsmann,
Weil der Geschenke bringen kann.
Wir schmücken unser Heim mit Tannen.
Am Heiligabend gibt es Missverständnisse.
Wenn Vati in der Stube schreit,
Ist Weihnachten – du schöne Zeit!

Am ersten Festtag gibt es Essen.
Mutti hat das Rezept vergessen.
Da kocht die Gans wie jedes Jahr,
Der Omi schmeckt es wunderbar.
Bald ist der ganze Braten alle
Der Oma piept ganz schön die Galle
Sie göbelt auf ihr neues Kleid
Oh Weihnachten – du schöne Zeit!

Am zweiten Festtag kommt Besuch.
Verwandte sind doch echt das Letzte!
Sie schnüffeln rum, sie quatschen hohl
Und saufen sich die Hucke voll.
Sie schenken Strümpfe und Seife.
Und du schenkst ihnen Strümpfe und Seife.
Man tut so, als ob man sich freut
Oh Weihnachten – du schöne Zeit!

Samstag, 24. Oktober 2009

Eine Runde Zeugen schicken

Heute morgen wurde ich sehr unsanft aus dem Vormittagsschlaf gerissen, bekam aber die wunderbare Aufgabe in verpeiltem Zustand eine Runde "Zeugen schicken" zu spielen.

Ich öffnete die Tür und zwei erschrockene Herren, adrett und zu zweit, starrten mich an. Ich war mir nicht sicher, ob es an mir lag und prüfte meine Kleidung auf Vollständigkeit. Gut. Schuhe hätten mir die kalten Füße erspart aber daran lag's nicht. Einer der beiden hielt die halbe Klingel in der Hand und war dadurch etwas peinlich angetan. "Guten Tag, wir ... " "Wir kaufen keine Klingeln!" intervenierte ich klangstark. "... obwohl... ich sehe gerade, dass meine Klingel kaputt ist. Hey, das ist ja ein Zufall!"
"Nein, nein. Das war der Kollege," stotterte es "er wollte, also ..."
"Macht nichts. Passt schon." kam ich ihnen entgegen und freute mich innerlich über dieses Eigentor. Ich war nun in der Spielmacherposition. Der erste Angriff sollte auch gleich der Gnadenstoß werden: "Ich glaube an den Heiligen Geist als reale Person und nicht als alles bewirkende Kraft Gottes. Und Jesus war für mich schon vor seinem Wirken auf der Erde Gottes Sohn. Sorry. Übrigens ... als Bibel lese ich ausschließlich Luther. Sonst noch Fragen?"

Sie waren jetzt leicht verunsichert, was sie tun sollten und begannen ein "Ja gut, dann werden wir mal wieder gehen"-Einatmen mit einem "Mist, ich hab keine Ahnung was ich jetzt sagen soll"-Kichern zu kombinieren. Ich verabschiedete mich höflich und gab noch einen Tipp: "Klingeln Sie doch mal beim Nachbar da drüben. Seine Klingel ist noch ganz. Er ist ein Mitglied der Hell's Angels Sachsen und hat schon drei Exorzismen überstanden. Vielleicht können Sie da ja was... " Doch da waren die beiden auch schon wieder fort.

Montag, 14. September 2009

Mein Herbst

Die Nacht erwacht tagtäglich früher
und zwingt den Tag zum Kürzertreten.

Der Asphalt spiegelt das Licht
der Laternen wieder. Es ist nass.

Die Luft wird frischer. Wind verweht Haare.
Jacken wärmen wieder. Ich fühle mich.
Ganz intensiv.

Der Kontrast wächst. Innen und Außen
verlassen sich mehr und mehr.
Die Zeit rückt näher, zu zeigen,
was wirklich überdauert.

Die Euphorie der warmen Sommernächte
wird bald verblassen, wie eine Blume verwelkt. Kann ich bestehen?

Samstag, 5. September 2009

Ich und der Nazi

Da sitzt er nun mit mir im Zug. Zwei Reihen vor mir, gesetzeskonform und tarifgerecht mit Ticket. Nur sein Äußeres fällt auf, intern aber ist er auch hier in der Linie und hält die wenigen sichtbaren Regeln seiner Subkultur ein. Kurzhaarschnitt, Bomberjacke. Gut, die Stiefel fehlen. Dem Anschein nach haben sich aber eh seit Kurzem die Turnschuhe als die mobilere Fußkleidung durchgesetzt.

Immer wenn ich über den Nazi nachdenke, geht es eigentlich um mich. Denn vom Nazi weiß ich nicht viel. Nur soviel, wie man eben in den Medien über ihn erfährt. Aber aus dem Alltag kann ich keine Erkenntnis gewinnen. Es gibt keinen Kontaktpunkt zu ihm, keine Verbindung. An was liegt es, dass wir Deutschen ein Problem mit dem Nazi haben? Sind es die Werke, die er schafft, oder die Dinge, die er sagt, oder sind es die Gedanken, die er denkt? Ist es vielleicht die Tatsache, dass wir nichts darüber erfahren, warum er so ist, wie er eben ist? Sind wir klüger und haben erkannt, dass alles stimmt, was wir wissen – die Gefahr schiene groß, die vom Nazi ausginge und wäre doch klein. Oder ist der Nazi klüger und hat es sich zur Strategie gemacht, so zu sein, wie er ist – die Gefahr schiene gering, wäre aber enorm.

Am Ende ist der Unwissende der Dumme. Hoffen wir, dass sich hier zwei Dumme gegenüber sitzen – ich und der Nazi.

Sonntag, 30. August 2009

Es ist in der Tat ein komisches Gefühl, ...

... mitten unter Hunderten von Menschen zu sitzen und seine eigene Unsichtbarkeit zu beobachten.
Innerlich tickt etwas.
Ich bin gespannt, wann's wohl knallt.

Freitag, 21. August 2009

Immer das selbe

Jeden Tag, wenn ich nach Hause komme, schaue ich in den Spiegel und sage: "Hallo Schatz! Na, wie war mein Tag?"

Mittwoch, 19. August 2009

So falsch...

... kann ich doch nicht damit liegen, indem ich mich mag. Oder bin ich doch der Einzige, der mich toll findet?

Jedenfalls stelle ich fest, dass es in meinem Leben keinen Menschen gibt, der mich genauso gerne und intensiv von allen Seiten betrachtet, wie ich das im Spiegel tue.

Ich stelle diese These auf, weil ich bemerke, dass mich kein Mensch ansieht. Besonders - worauf ich im Wesentlichen Wert legen würde - keine Frau. Ich sitze in der Straßenbahn und möchte sehen, ob die junge Dame, die mir da eben aufgefallen ist, nur von hinten so toll aussieht (was bei Asiatinnen oft der Fall ist), oder ob ein hübsches Gesicht dazu kommt. Die Bahn fährt leicht verzögert los. Ich drin, das (leider nur) Objekt meines Interesses draußen. Bahn und Dame bewegen sich in die gleiche Richtung. Bevor ich jedoch mit meinem gleisgeführten Gefährt an der vermeintlich jungen Schönen vorbei huschen und einen für den Rest des Tages glücklich machenden Blick erhaschen kann, dreht sie ab. Nicht die Straßenbahn, sondern die Unbekannte. Wieder nichts. So geht das Tag aus Tag ein. Nacht aus, Nacht ein.

Es mag sein, dass das Geld auf der Straße zu finden ist - das Glück hat sich wohl woanders versteckt...

Bin ich eine Memme?

Vor einigen Wochen schaffte ich es, in meinem Geschwingkeitsrausch längs des Sportplatzes, die gesamte kinetische Energie meines bierverwöhnten Körpers auf mein linkes Fußgelenk zu verschieben. In einer nie da gewesenen Graziösität krätschte ich dem Gegner den Ball und mir die Fähigkeit weiter spielen zu können weg.

Das schmerzlichste daran war eigentlich nur dieses monströse Knacken. Es klang so als hätte sich mein Fuß mit aller Ernsthaftigkeit erst dazu entschieden, sich von mir zu lösen, um keine Mikrostunde später einen Rückzieher zu machen und doch wieder einzuscheren. Raus. Rein. So lies es zumindest die Geräuschkulisse erahnen. Immerhin hatte ich akustisch betrachtet den besten Platz. Mein Ohr befand sich aufgrund der seltsamen Körperverrenkung, die ich da hin legte, direkt neben meinem Fuß. Mein Knie war noch näher dran. Aber das konnte nichts hören in dem Moment.

Nach drei Wochen pseudowissenschaftlicher Diskussion mit meiner gesamten Verwandtschaft und unzähligen Ferndiagnosen rang ich mich dazu durch, einen Arzt zu befragen. Ich nahm meinen Fuß mit, schließlich hängt er sehr an mir, musste ihn aber nicht vorzeigen, weil der Arzt damit überfordert sei. Ich glaube er hatte sich auf Häuser spezialisiert. Er schrieb mir eine Überweisung. Geld habe ich allerdings bis heute nicht erhalten.

Am Tag darauf hatte ich einen Termin bei einem Chirurgen. Ich malte mir die schlimmsten Szenarien aus: Erst fühlt er an meinem Fußgelenk. Dann entdeckt er einige "Unregelmäßigkeiten, vielleicht ein paar kleine Knorpelsplitter, die sich entzündet haben könnten". Dann schickt er mich zum Röntgen. Das Ergebnis, würde dann ähnlich wie "Bänderabriss mit Knorpelsplitterausriss und Eiterblase" lauten. Ein sofortiger Eingriff wäre unumgänglich. Dann würde ich betäubt, aufgeschnitten, zusammengeflickt, verschient, vergipst und verloren sein.

Alles Stuss! Stattdessen kommt ein "Sie können doch laufen! Wo ist denn da das Problem? Hier funktioniert alles. Da können Sie halt keinen Sport machen." Ich wurde ausgelacht ob meiner Hyporealchondrie. Hmm. Dachte ich mir.

Leider gibt es hier keinen tollen Schluss, der alles abrundet und zu einem guten Ende führt. Ich sitze tatsächlich immer noch da und grüble, wie ich sechs Wochen ohne Sport auskommen soll. Obwohl - *grins* - es gibt ja noch die Bundesliga! ;)